
Resümee: Reiseverhalten der Deutschen 2019
Das Reiseverhalten der Deutschen 2019 zeigt spannende Trends für die Tourismusbranche. Welche Destinationen waren gefragt, welche Buchungskanäle wurden genutzt und was bedeutet das für das zukünftige Online-Marketing in der Hotellerie?
Die Tourismusanalyse und die ReiseAnalyse beschäftigen sich jährlich mit dem Reiseverhalten der deutschen Bundesbürger. Für die Tourismusanalyse 2020, herausgegeben von der STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN, wurden 3.000 Personen ab 18 Jahren in repräsentativen Interviews zu ihrem Reiseverhalten im Jahr 2019 befragt. Im Rahmen der ReiseAnalyse 2020, welche von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. (FUR) veröffentlicht wird, wurden über 12.000 Interviews in ganz Deutschland durchgeführt, davon 7.500 in einem persönlichen Gespräch sowie weitere 5.000 online. Folgend die wichtigsten Resultate aus den beiden Studien.
Reiseintensität
2019 sind laut Tourismusanalyse 61 Prozent der Bundesbürger verreist. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtreiseintensität somit um einen Prozentpunkt gesunken (2018: 62 Prozent), im langjährigen Vergleich bleibt sie jedoch auf einem sehr guten Niveau. 2019 gab es zudem eine hohe Anzahl an Deutschen, die mehrere Reisen unternommen haben: 21 Prozent fuhren zweimal in den Urlaub, 19 Prozent sogar öfter.
Der ReiseAnalyse zufolge sind im Jahr 2019 55 Millionen Deutsche für mindestens 5 Tage verreist. Die Gesamtzahl an deutschen Urlaubern - Kurzreisen von 2-4 Tagen mit eingeschlossen - betrug knapp 71 Millionen.
Destinationen
Beide Studien bestätigen, dass Deutschland das beliebteste Reiseziel für den Haupturlaub bleibt. Der Tourismusanalyse zufolge verbringen hier nach wie vor 34 Prozent der Bürger ihre Ferien. Im Langzeitvergleich gingen die Urlaube im Inland jedoch zurück (2009: 36,7 Prozent), was vor allem auf hohe Preise und die Wetterunsicherheit zurückzuführen ist. Dies kann jedoch durch den Anstieg an Reisenden in der Nebensaison ausgeglichen werden, die Deutschland als Ziel für ihren Zweit- oder Dritturlaub nutzen.
Bei den europäischen Destinationen listet die Tourismusanalyse Spanien mit 10,6 Prozent als beliebtesten Urlaubsort auf, gefolgt von Italien (6,3 Prozent) und Österreich (4,2 Prozent). Im langjährigen Vergleich zeigt sich eine abnehmende Beliebtheit bei den klassischen Urlaubszielen. Laut Studie ist ein Trend in Richtung Authentizität, Atmosphäre und individuelle Angebote zu erkennen und skandinavische Regionen, die Beneluxstaaten sowie Griechenland und Frankreich werden immer öfter als Reiseziel ausgewählt.
Die ReiseAnalyse zeigt hier etwas andere Ergebnisse: Spanien und Italien liegen zwar ebenfalls auf Platz eins beziehungsweise zwei der beliebtesten Reiseziele, auf dem dritten Platz befindet sich jedoch die Türkei vor Österreich auf Platz vier. Laut Tourismusanalyse belegt die Türkei den sechsten Platz und liegt somit hinter Griechenland und Skandinavien.


Die Tourismusanalyse erwähnt außerdem, dass 17 Prozent der Deutschen ihren Urlaub 2019 außerhalb von Europa verbrachten. Somit verzeichnen die Fernreisen ein Rekordhoch mit einer Zunahme von 7 Prozentpunkten im Vergleich zu 2009 (10,2 Prozent). Besonders beliebt sind dabei Destinationen in Fernost und Nordamerika.
Reiseorganisation
Die ReiseAnalyse verdeutlicht, dass 2018 erstmals mehr Onlinebuchungen als Buchungen im persönlichen Gespräch getätigt wurden. Dieser Trend setzt sich auch 2019 fort, wo 44 Prozent der Urlaube online sowie weitere 10 Prozent via E-Mail erfolgen.
Um sich Inspiration sowie Informationen für den Urlaub zu verschaffen, wird eine Kombination aus verschiedenen Quellen und Kanälen genutzt. Seit 2015 gewinnen dabei die Online-Kanäle (Internetseiten der Destinationen, Internetseiten der Unterkünfte und OTAs) an Bedeutung, Reisebüros halten sich auf einem guten Niveau, Print-Kataloge sind hingegen etwas rückläufig.

Im Zuge der ReiseAnalyse wurde zudem erörtert, mit welcher Art von Content die Urlauber angesprochen werden möchten. Bevorzugt werden vor allem Berichte über Erlebnisse am Reiseziel (32 Prozent) sowie neutrale Informationen zu Unterkünften, Preisen und Ähnlichem (27 Prozent). Die (potenziellen) Gäste sind allerdings auch für Storytelling (12 Prozent) sowie unterhaltsame, knappe Inhalte (22 Prozent) empfänglich.

Reisedauer und -kosten
Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Tourismusanalyse einen weiteren Rückgang bei der Reisedauer vermerken, welche 2019 durchschnittlich 12,3 Tage betrug. Im 10-Jahres-Vergleich entspricht dies einer Reduzierung von etwa einem Urlaubstag. Junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren (15,4 Tage) und Personen im Ruhestand (13,5 Tagen) verbrachten überdurchschnittlich lange Reisen.
Bei den Reisekosten ergeben sich starke Unterschiede je nach Destination. Ein Urlaubstag in Deutschland kostet etwa 85 Euro, in Spanien, Griechenland oder Skandinavien wird hingegen die 100-Euro-Marke überschritten. Am günstigsten sind Reisen nach Kroatien (69 Euro) und Polen (70 Euro), am teuersten Fernreisen mit durchschnittlichen Tageskosten von 125 Euro. Die ReiseAnalyse verzeichnete ein Gesamtvolumen an Ausgaben mit einem Rekordwert von mehr als 73 Milliarden Euro.
Reiseprognosen
Beide Studien, welche vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie veröffentlicht wurden, geben einen Ausblick auf das Reiseverhalten der Deutschen im Jahr 2020. Hier bleibt abzuwarten, in welchem Ausmaß sich die Pandemie auf die nachstehenden Prognosen auswirken wird.
Von den Personen, die im Zuge der Tourismusanalyse befragt wurden, waren sich zwei Drittel bereits sicher, 2020 für mindestens 5 Tage verreisen zu wollen. Die deutschen Bundesbürger planen ihre Urlaube laut Studie deutlich früher und lassen sich von Frühbucherrabatten stärker begeistern als von Last-Minute-Angeboten. 2020 sollte sich auch der Trend der Fernreiseziele weiter durchsetzen: Bereits jeder sechste Deutsche hatte geplant, eine Destination außerhalb von Europa zu bereisen. Deutschland bleibt allerdings weiterhin beliebtestes Ziel mit jedem vierten Bürger, der seinen Haupturlaub hier verbringen wollte. Der ReiseAnalyse zufolge waren die Aussichten für 2020 bis vor Kurzem ebenfalls gut: 72 Prozent der Deutschen hätten demzufolge bereits im Januar 2020 entschieden, wieder zu verreisen.

Bildquellen: Tourismusanalyse 2020
Für weitere Details können die Publikationen zu den Studien hier aufgerufen werden:
- Tourismusanalyse 2020
- ReiseAnalyse 2020
- Einen Vergleich zum Vorjahr bietet das ADDITIVE Resümee vom April 2018