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Im Gespräch mit Philip Ibrahim, The Student Hotel Berlin - Teil 2

Online-Marketing 5 Minuten
Bei der Digitalisierung geht es darum, dass man den Mitarbeitern monotone Tätigkeiten abnimmt. So schafft man mehr Zeit für den Kontakt zu den Gästen.  
Philip Ibrahim ist seit Oktober 2019 General Manager von The Student Hotel Berlin. Im ersten Teil des Interviews gibt Ibrahim Einblicke in die Marke The Student Hotel, den besonderen Standort Berlin und wie er die Führung des Hotels einer "kleinen" Gruppe im Gegensatz zu seinen bisherigen Stationen erlebt. Außerdem nimmt er Stellung zur aktuellen Ausnahmesituation. 
Im zweiten Teil des Interviews geht der "Coolest GM in Town" (mehr über diesen Titel in Teil eins) nun konkret auf die Thematiken Digitalisierung in der Hotelbranche und Online-Marketing, im Speziellen auf die Rolle von User-generated Content, ein. Zudem spricht der weit gereiste General Manager über Hotelkonzepte, die er selbst besonders spannend findet.
Hier läuft vieles über die App, welche die Studenten benutzen: Bluetooth-Steuerung der Fahrräder, Verfügbarkeitsanzeige für die Waschmaschinen und Trockner, Mängelmeldungen aus den Zimmern. Das finde ich großartig und davor wird sich auch die restliche Hotellerie nicht verschließen können.   
Was bedeutet für Sie “Digitalisierung” in der Hotellerie? Welche Chancen und Risiken sehen Sie?

In einem kleineren Hotel ist das Risiko natürlich immer stärker als in einem größeren, wo man Kosten und Fehler besser abfangen kann. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir alles ausprobieren müssen, was in unsere Reichweite passt und für uns Sinn macht. Deshalb bin ich froh, dass ich bereits bei Accor viel testen durfte und dies bei The Student Hotel so weiterführen kann. Hier läuft vieles über die App, welche die Studenten benutzen: Bluetooth-Steuerung der Fahrräder, Verfügbarkeitsanzeige für die Waschmaschinen und Trockner, Mängelmeldungen aus den Zimmern. Das finde ich großartig und davor wird sich auch die restliche Hotellerie nicht verschließen können.

Die Urangst dabei ist meist, dass es darum geht, Mitarbeiter einzusparen. In Wahrheit geht es darum, dass man den Mitarbeitern die monotonen Tätigkeiten abnimmt. So schafft man mehr Zeit für den Kontakt zu den Gästen. Und das macht den Unterschied: Man kann ein Top-Gastgeber sein, wenn man jedoch den ganzen Tag damit beschäftigt ist, Anmeldezettel auszufüllen, hat das eine lähmende Wirkung. Wenn man diese Prozesse digitalisieren kann, bieten sich viele Chancen.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie im Bereich Marketing / Online-Marketing & Kommunikation? Gibt es einen Verantwortlichen für die digitale Strategie

The Student Hotel hat in diesem Bereich eine zentrale Führung. Wir sind das erste Haus in Deutschland und möchten gerade bei Social Media mehr eigenen Einfluss nehmen. In Holland ist die Marke bereits bekannter ist, dort läuft mehr zentral. Das heißt, ich hab hier im Haus mein Team mit 35 Mitarbeitern, die sich mit den verschiedenen Social-Media-Kanälen wie Instagram oder TikTok auskennen und so zur Contenterstellung beitragen können.

Zudem haben wir ein Core-Team gebildet, das sich mit Social-Media und Content beschäftigt und entsprechende Inhalte liefert. Ich unterstütze die Kolleginnen und Kollegen dabei, aber muss nicht mehr so viel machen wie vorher bei Accor. Wir haben uns eine generelle Strategie überlegt, eine generelle Contentbefüllung und da, wo es möglich ist, arbeiten wir mit Agenturen zusammen. 
Influencer-Marketing spielt für uns noch keine große Rolle, für uns ist User-generated Content wichtig.    
 
Spielen Influencer für das Marketing und den Vertrieb eine Rolle?

Noch nicht. User-generated Content ist für uns sehr wichtig. Das liegt daran, dass dies ein richtiges “Instagram-Hotel” ist, wo man an jeder Ecke schöne Fotos machen kann. Gerade für den Bereich Food and Beverage müssen wir aber auf jeden Fall mehr tun. Ich möchte dabei Hotel und Restaurant voneinander loslösen. Im Restaurant kann ich mit regionalen Influencern arbeiten. Ich brauche Leute, die aus der Region kommen, sich mit Essen und Trinken auskennen und Inhalte zu unserem Restaurant teilen.
Wenn wir über neue, herausragende Hotelkonzepte auf der Welt sprechen, welche Projekte fallen Ihnen dabei als erstes ein?

Die absolute Lieblingserfahrung, die ich je hatte, war bei Accor in Bangkok im Sofitel, weil ich da den Faktor “Serviceleistung” so stark empfunden habe, in Bezug auf das, was man für uns als Gäste ermöglicht hat. Das ist für mich bis heute der Benchmark an Gastfreundschaft. Aufgrund meines Backgrounds bei The Student Hotel, versuche ich immer zu schauen, was andere im selben Segment machen. Da ist zum Beispiel das Volkshotel gegenüber von unserem Flaggschiff in Amsterdam.

Vergleichbare Hotelkonzepte sehe ich der Größenordnung jedoch nicht auf internationalem Niveau. Ich freue mich allerdings schon auf alles, was da noch kommt. Es gibt natürlich unzählige Hotelkonzepte, von klein bis groß, die ich faszinierend finde. Bei den Konzern Brands, bin ich gespannt, was meine Lieblingsmarke Mama Shelter macht, ich gucke mir die 25hours immer wieder gerne an und ich freu mich, wenn Jo & Joe in Wien aufmacht. Also zwangsläufig viel Accor. Das sind zurzeit für mich die Marken, die am stärksten den Finger am Puls der Zeit haben. Alles andere bleibt austauschbar, ohne das böse zu meinen. Denn 80 Prozent des Geschäfts werden mit dieser breiten Masse erzielt, also brauchen wir weiterhin Hotels, die diese Masse bedienen.
 
Gibt es eine Persönlichkeit aus dem Tourismus (oder aus einem anderen Bereich), welche Sie schon immer einmal treffen wollten? Warum und was wäre Ihre zentrale Frage an diesen Menschen?

Das ist für mich eine spannende Frage. Im Tourismus kennt man sich ja mehr oder weniger, deshalb durfte ich bereits einige Persönlichkeiten kennenlernen. Ansonsten bin ich beeindruckt von allen großen Sportlern. Mein großes Idol ist Muhammad Ali, den hätte ich gerne getroffen. Ich hab zum Vierzigsten ein originales Autogramm von ihm geschenkt bekommen, aus meinem Geburtsjahr. Colin Kaepernick würde ich ebenfalls gerne kennenlernen. Einer der Top-Quarterbacks der Welt, der in der NFL als politisches Statement beim Abspielen der Nationalhymne aus Protest auf die Knie ging. Aus diesem Grund wurde seine Karriere im Alter von 28 Jahren beendet. Ich würde ihn gerne zu seinem Gefühl zum Thema Scheitern befragen.