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Digitale Unterstützung zur Verlängerung des analogen Erlebnisses im Natursport

Online-Marketing 5 Minuten

Das Unternehmen BTE Tourismus - und Regionalberatung hat in Zusammenarbeit mit outdooractive, einem Anbieter für Software-Lösungen im Destinations-Marketing, zwischen 2018 und 2019 drei Round-Table-Gespräche zum Thema „Besucherlenkung für Destinationen – analog und digital“ organisiert. 

Das Unternehmen BTE Tourismus - und Regionalberatung hat in Zusammenarbeit mit outdooractive, einem Anbieter für Software-Lösungen im Destinations-Marketing, zwischen September 2018 und September 2019 drei Round-Table-Gespräche zum Thema „Besucherlenkung für Destinationen – analog und digital“ organisiert. Neben Teilnehmern aus den beiden Unternehmen waren auch Vertreter von Nationalparks, des Deutschen Alpenvereins, des Verlages KOMPASS-Karten GmbH, des Mountainbike Tourismusforum Deutschland e.V. sowie weiterer Organisationen anwesend. Zu den Diskussionsrunden wurden drei White Paper veröffentlicht, welche die zentralen Ergebnisse vorstellen. Es folgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Resultate, die den Bereich Digitalisierung betreffen.
Beim ersten Round Table, welcher am 18.09.2018 stattfand, wurde der digitale und/oder analoge Weg nachverfolgt, den die Gäste im Aktivtourismus und Natursport zurücklegen. Die Teilnehmer erörterten dabei mögliche Verbesserungen im Qualitätsmanagement der touristischen Produkte. 
Analoge Beschilderung
Laut White Paper stellt die physische Beschilderung im Tourismus weiterhin eine wichtige Maßnahme dar, um eine gute Basisqualität zu gewährleisten. Dabei gibt es sowohl nach innen - für Vertreter von Tourismus und Forst sowie für Grundbesitzer - als auch nach außen zu den Gästen klare Vorteile. Für interne Beteiligte sind analoge Markierungen wichtig, da diese anzeigen, an welchen Stellen sich jene Wege befinden, welche vorher abgestimmt wurden und somit auch instand gehalten werden müssen. Für den Gast sind Wegweiser hingegen eine wichtige Orientierungshilfe, die das Natursporterlebnis erleichtern sollen. Eine Studie von BTE und dem Deutschen Wanderverband (DWV) ergab, dass rund 40 Prozent der Wanderer bewusst auf digitales Routing verzichten, um sich intensiver auf das Naturerlebnis konzentrieren zu können.
Physische Schilder werden von den Gästen zudem als “Etappe” und somit als Erfolgserlebnis gesehen. Die Teilnehmer des Round Table hoben allerdings hervor, dass die analogen Wegweiser nicht ausreichen, um diesem Erfolgserlebnis Nachdruck zu verleihen. Zur Verstärkung sind digitale Lösungen nötig, wie beispielsweise die Abbildung der bereits zurückgelegten Strecke. 
Konflikte und Overtourism
Durch die Nutzung von nicht offiziell genehmigten Wegen seitens der Wanderer und Mountainbiker kommt es vermehrt zu Konflikten mit Verantwortlichen der Naturschutzgebiete sowie mit Grundbesitzern. Hierfür wurden zwei Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Einerseits spielt die jeweilige Destinationsmanagementorganisation (DMO) eine wichtige Rolle. Die DMO ist für die Organisation der Zusammenarbeit aller Beteiligten, die Produktentwicklung und das Wegemanagement verantwortlich. Andererseits kann die digitale Besucherlenkung dabei helfen, Konflikte zu vermeiden. Die Gäste werden durch digitale Inhalte auf die anerkannten Routen geleitet und können außerdem besser auf dem Gebiet verteilt werden. So kommt es gleichzeitig auch zur Entlastung jener Strecken, die sehr intensiv genutzt werden und das Problem des “Overtourism” wird verringert.
Im Zusammenhang mit der digitalen Besucherlenkung kann Content genutzt werden, um Regeln “positiv” zu kommunizieren. Empfehlungen werden beispielsweise von den Nutzern besser angenommen als reine Verbote. Alternative Strecken zu den nicht offiziellen Wegen ermöglichen es, den Gästen gleichwertige Erlebnisse zu bieten. Zudem wird eine vorübergehende oder saisonale Sperrung von bestimmten Routen eher respektiert, wenn der Grund dafür klar kommuniziert wird - wie beispielsweise die Sperrung von Wegen in Schutzgebieten während der Brutzeit. Für diese Art von Inhalten sind hochwertige Daten notwendig, die die offizielle Routen aber auch Umleitungen und saisonal bedingte Sperrungen in Echtzeit anzeigen. Dafür bedarf es einer besseren Nutzung der vorhandenen Daten sowie der Vernetzung von Informationen zum touristischen Angebot vor Ort mit Daten zu Gästen und Zielgruppen. 
Der zweite Round Table zum Thema “Besucherlenkung für Destinationen" fand am 06.03.2019 während der ITB in Berlin statt. Unter anderem wurden das digitale Routing, die Datenqualität sowie die daraus resultierende Produktqualität thematisiert.
Qualität der Daten und Produktqualität
Im digitalen Routing gibt es immer mehr Inhalte, welche sowohl von DMOs als auch von privaten Nutzern oder Hobby-Kartographen erstellt werden. Es gilt zu beachten, dass der Content unterschiedliche Qualität aufweist und unterschiedlich kommuniziert wird. Vor allem jene Strecken, die von privaten Nutzern erstellt werden, entsprechen nicht immer den offiziell vereinbarten Regeln oder dem genehmigten Wegenetz. Gleichzeitig beinhalten diese Routen meist sehr detaillierte Informationen, die konstant aktualisiert werden und somit für Gäste vor Ort sehr interessant sind. Die Daten von öffentlichen Ämtern sind hingegen regelkonform, liegen in vielen Fällen aber nur analog vor. Außerdem sind bei digital zugänglichen Daten, die Datenbanken oft nicht vernetzt oder frei nutzbar.
Um bestmögliche touristische Produkte anzubieten, die Zufriedenheit der Gäste zu garantieren und Konflikte mit lokalen Vertretern wie Wald- und Weidegenossenschaften, Forstbetriebe und Naturschutz zu meiden, ist eine hohe Datenqualität von großer Bedeutung. Laut Round Table ist es nötig eine realitätsgetreue Abbildung der Wege und Markierungen anzufertigen, freie Nutzungsrechte für die Inhalte von den DMOs bereitzustellen, einheitliche Kriterien für die Produktqualität zu erarbeiten sowie qualitativ hochwertigen Content zur Verfügung zu stellen. Zu guten Inhalten gehören beispielsweise die Auflistung von POIs (aus dem Englischen “Point of Interest”: Orte oder Sehenswürdigkeiten, die für Nutzer einer Karte von besonderem Interesse sind), hochwertige Bilder, Videos und Texte, die Verfügbarkeit in mehreren Sprachen sowie Zusatzinformationen zu den jeweiligen Strecken, wie Dauer, Schwierigkeit und Einkehrmöglichkeiten. 
Bei der outdooractive Conference am 24.09.2019 wurde die dritte Auflage des Round Table abgehalten. Dabei sollte, aufbauend auf die vorherigen Diskussionsrunden, die Entwicklung eines Verhaltenskodex für Besucher(-lenkung) im Mittelpunkt stehen.
Fehlende Daten 
Standardisierte, strukturierte, mehrsprachige und georeferenzierte Daten spielen eine Schlüsselrolle für die Besucherlenkung in Destinationen und die Entwicklung eines entsprechenden Kodex. Die einzelnen Akteure haben meist nicht die Ressourcen oder das nötige Wissen, um solche Daten zu sammeln und zur Verfügung zu stellen. Es benötigt die Zusammenarbeit von Plattformen, Nationalparks und DMOs sowie einen Verantwortlichen für die Erstellung und Zusammenführung der Informationen. Aus diesem Grund haben sich die Teilnehmer für die Gründung einer entsprechenden Organisation entschieden. Auf der ITB am 5. März 2020 wird es einen vierten Round Table von BTE und outdooractive geben. In diesem Rahmen soll der gemeinnützige Verein für digitale Naturschutz-Informationen gegründet werden. Aufgabe des Vereins ist es ist, gemeinsame Standards zu schaffen, eine Zusammenarbeit mit DMOs und Schutzgebieten aufzubauen und Daten zu Naturschutzinformationen und gesetzlichen Regelungen zu erstellen. Diese Inhalte dienen dazu, Gäste in den Gebieten zu lenken, sie für die Themen “Schutzgebiete” und “saisonale Sperrungen” zu sensibilisieren und somit Konflikte zu vermeiden. Die Daten sollen online als Open Data zur Verfügung gestellt werden.  
Für ausführlichere Informationen können die drei White Paper hier aufgerufen werden: