Im Rahmen des World Travel Market (kurz WTM), welcher vom 5. bis zum 6. November 2019 in London stattfand, wurde genau diese Thematik diskutiert. John Strickland von der JLS Air Transport Consultancy, Sheldon Hee von Singapore Airlines und Hamish MCPharlin der BBC setzten sich gemeinsam mit der Frage auseinander, inwiefern die Tourismusindustrie der Erwartungshaltung der Millennials entgegenkommt und welche Faktoren die Reiseentscheidungen der “Gen Ys” beeinflussen.
Dass das Verhalten der Millennials paradox ist, darin waren sich alle Experten einig. Einerseits rückt Umweltschutz stark in den Fokus, andererseits gewinnen Ferienreisen ins Ausland kontinuierlich an Beliebtheit. Das ist kein Zufall, so die Experten. Millennials seien nämlich davon überzeugt, dass Reisen nicht nur dabei hilft, ein besseres Verständnis für andere Kulturen zu entwickeln, sondern der Bevölkerung in den bereisten Destinationen wirtschaftlichen Wachstum bringt.
Dieses Paradoxon kann sich die Tourismusbranche durchaus zunutze machen. Viel stärker als für andere Generationen repräsentieren Konsumgüter für kaufkräftige Millennials nicht primär Wohlstand, sondern eine bestimmte Wertvorstellung. Entscheidend ist nicht das Produkt, sondern die Haltung der Marke und der Lebensstil, welchen diese widerspiegelt. Nach diesem Schema gehen sie auch in ihrer Urlaubsplanung vor. Während es Babyboomer vorziehen, in bequemen Hotelbetten zu nächtigen und sich in ihrem Urlaub vor allem nach Entspannung sehnen, suchen Millennials authentische Urlaubserfahrungen. Sie möchten in die Kultur eintauchen, sich austauschen, neue Menschen kennenlernen.
Auch bei der Wahl des Fluganbieters gehen die “Gen Ys” eigene Wege, dies zeigen sowohl von JLS Air Transport Consultancy durchgeführte Studien als auch jene des britischen Medienhauses BBC. Erstere besagt, dass der Preis eines Fluges zwar für 86 Prozent der Befragten nach wie vor das wichtigste Kriterium sei, aber flexible Konditionen von 84 Prozent ebenfalls als sehr bedeutend angegeben wurde. Zweitere haben ergeben, dass 83 Prozent darüber hinaus Sicherheit und Kabinenqualität als relevant gewichten.
Viele Markenverantwortliche fürchten sich vor den Millennials. Dazu gibt es jedoch keinen Grund, meint McPharlin: «Diese Generation will authentische Geschichten sehen, die Persönlichkeit einer Firma spüren». Vor allem aber soll ehrlich mit kritischen Themen umgegangen werden. Ein gutes Beispiel für eine gelungene Kampagne ist jene der Fluggesellschaft KLM. Darin zeigen sie nicht nur auf, wie sie selbst sich um die Verringerung der CO2-Emissionen bemühen, sondern fordern Reisende auch dazu auf, alternative Reiseoptionen in Betracht zu ziehen - so machen sie darauf aufmerksam, dass ein Flug von Amsterdam nach Brüssel länger dauert als eine Zugreise. Solche Ehrlichkeit wird von den Millennials geschätzt, so Strickland.
